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Schneller reagieren im Notfall:

ViRL – virtuelle Rettungsleitstelle

ViRL – virtuelle Rettungsleitstelle

Bei Notfällen jeglicher Art zählt sowohl für die Opfer als auch die Retter jede Sekunde. Ein entscheidender Aspekt neben der Erstversorgung durch Mitbürger ist die Anfahrtsdauer sowie die Anzahl der Einsatzkräfte, welche durch die Einsatzzentrale losgeschickt werden.

Bei der Wahl der Einsatzmittel und Anzahl ist die Leitstelle aktuell auf mündliche Beschreibungen durch anwesende Ersthelfer angewiesen. Diese können ungenau oder unvollständig sein, daher sind bis zum Eintreffen der Rettungskräfte das Einsatzszenario, die benötigten Ressourcen und die genaue Position der Unfallstelle meist unbekannt oder nicht ausreichend beschrieben.

Gemeinsam mit dem DLR – Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt haben wir uns mit der Frage befasst, wie die Informationslage an Unfallorten durch den Einsatz von Video-Rettungsdrohnen bereits vor dem Eintreffen der ersten Rettungskräfte verbessert werden kann.

Durch den Einsatz als mobiler Leitstand, in Ergänzung zum klassischen Einsatzszenario, ermöglicht ViRL einen deutlich schnelleren und präziseren Überblick von der Unfallsituation zu erhalten. Eine bessere Beurteilung der Lage ist somit bereits während der Anfahrt möglich und wichtige Entscheidungen, wie z.B. das Anfordern von zusätzlichen Ressourcen, können frühzeitig getroffen werden.

Wie funktioniert ViRL?

Im Gegensatz zur virtuellen Rettungsleitstelle nimmt eine reale Rettungsleitstelle Notrufe und sogenannte eCalls entgegen, und setzt Rettungsdienst, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Polizei und andere Notfalldienste ein. Sie entscheidet, welche Mittel eingesetzt und welche weiteren Leitstellen (z.B. Katastrophenschutz) noch verständigt werden müssen.

ViRL integriert dagegen Video-Drohnen in das Einsatzszenario und besteht aus zwei Komponenten: Die erste Komponente ist ein Hintergrunddienst, welcher alle mobil notwendigen Funktionalitäten einer Rettungsleitstelle umsetzt. Die zweite Komponente ist eine App, welche als Anzeigemedium der virtuellen Rettungsleitstelle genutzt wird. Sie empfängt konventionelle Anrufe und eCalls von der realen Rettungsleitstelle, verarbeitet Livestreams und kann via Push To Talk-Kommunikation mit dem Drohnenpiloten Einsatzaufträge übermitteln.

Von der Video-Drohne, die von einer separaten Zentrale (Drohnen-Steuerungszentrale) aus gesteuert wird, werden via 5G-Serviceschicht zwei Livestreams (optisch und infrarot) der virtuellen Rettungsleitstelle zur Verfügung gestellt. Diese werden einer integrierten
Objekterkennung auf Fahrzeuge, Personen, Warnhinweise (Gefahrschilder, etc.) unterzogen.

Auch Livestreams von Fahrzeugen (Frontkamera) in der Nähe des Einsatzortes können der Einsatzleitung angezeigt werden. Solche Fahrzeuge können dann mit ViRL als zusätzliche Informationsquelle zur Verfügung stehen.

Interaktion in Echtzeit: Das Zusammenspiel von Video-Drohne und ViRL

Die ViRL fungiert als Knotenpunkt und ist zu Beginn des Einsatzes nicht in der Nähe des Unfallortes (z.B. auf der Fahrt dorthin), sodass kein direkter Sichtkontakt zur Notfallstelle oder der angeforderten Video-Drohne besteht.

Die Steuerung der Video-Drohne wird wiederum von einem Drohnenpiloten in einer separaten Drohnensteuerungszentrale übernommen, die weder in der Nähe von ViRL noch der Unfallstelle ist. Der Operator und auch der Einsatzleiter in Interaktion mit der ViRL hat direkten Zugriff auf die Onboard-Kamera der Drohne sowie die Kamerasteuerung (Gimbal).

Während die Drohne die Lage am Notfallort erkundet, wird der Videostream der Drohnen-Onboard-Kamera(s) via 5G-Serviceschicht an die ViRL und somit an den Einsatzleiter gesendet.

Drohnen-Steuerungszentrale

  • Senden der Drohnen-Einsatzdaten an die ViRL (geographische Koordinaten, Zeit)
  • Planung, Steuerung und Überwachung der Drohnenflüge
  • Dynamische Anpassung von Drohnenflügen i.S.v. Anpassung des Flugverhaltens
  • Einhaltung rechtlicher, operationeller und technischer Anforderungen an den Drohnenflug

ViRL

  • Die ViRL hat keine direkten Einflussmöglichkeiten auf die Steuerung der Drohnen (der Einsatzleiter kann jedoch über Push-to-Talk mit dem Drohnenpiloten bezüglich Flugweg kommunizieren)
  • Die ViRL erhält von der Drohnen-Steuerungszentrale zeitliche und geographische Einsatzdaten (Einsatzauftrag)
  • Der ViRL-Operator kann eine Änderung des Blickwinkels der Drohnen-Kamera bewirken (Steuerung der Gimbal-Kamera mit einem Touchscreen Joystick oder durch Antippen der Karte)
  • Der ViRL-Operator kann situativ Screenshots durch die Drohne am Einsatzort veranlassen und in einer Galerie mit Bezug zum Einsatzauftrag verwalten
  • Der ViRL-Operator erhält die Positionsdaten der Drohne
  • Der ViRL-Operator erhält den Livestream der Kameras/Sensorik der Drohne
  • Der ViRL-Operator erhält weitere Perspektiven vom Einsatzort durch PKW-Livestreams

Darum ist ViRL die richtige Software

Lars Kölln, Projektleitung ViRL bei der WPS, erkennt in den stetig zunehmenden Möglichkeiten, die die Drohnentechnik jetzt und in Zukunft bietet, einen hohen Bedarf an Software-Lösungen, die diese Technik sinnvoll in unterschiedliche Lebenssituationen einbindet:

„ViRL nutzt konsequent die neuesten technischen Standards und verschafft Rettungskräften einen entscheidenden Zeit- und Informationsvorteil, der Leben retten kann.“

Andreas Volkert, Projektleiter bei der DLR, fügt ergänzend hinzu:

„Der Einsatz von Drohnen wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Daher ist es wichtig, dass diese Einsätze kontrolliert und sicher stattfinden. Gemeinsam mit der WPS ist es uns gelungen mit der virtuellen Rettungsleitstelle ViRL eine Prototypenanwendung für eine koordinierte Nutzung des unteren Luftraums zu etablieren, mit deren Hilfe im Testeinsatz praxisnahe Erkenntnisse von Einsatzleiter:innen und Hilfsorganisationen für die weiteren Ausbaustufen einer Lösungsentwicklung gesammelt werden können.“